Kultursensible Logopädie – Ein Interview mit Logopädin Merve Başer

Hallo Merve! Du bietest bei TherAkademie eine Fortbildung zur kultursensiblen Logopädie an. Was verstehst du unter Kultursensibilität und welche Rolle spielt sie für dich in der Logopädie?

Hinter Kultursensibilität steckt viel mehr als Kultur und Mehrsprachigkeit. Es ist ein genauer Blick in die Patientenwelt. Es fängt mit Sprache und Kultur an und zieht sozioökonomischer Status und auch Erziehung mit sich. 

Für mich ist das kultursensible Arbeiten in der Logopädie ein Bestandteil genau wie ein Diagnostikverfahren. 


Zu welchen Schwierigkeiten kommt es deiner Erfahrung nach am häufigsten in der Therapie aufgrund von kulturellen Missverständnissen?

Durch mangelndes Wissen über Kultursensibilität und dadurch entstandene Missverständnisse können Therapeuten nicht patientenorientiert arbeiten und langsame Therapieerfolge erreichen. Patienten/Angehörige müssen dort abgeholt werden, wo sie sind. Sie müssen verstanden und begleitet werden. Unsere Normen als Therapeuten sind nicht gleich wie unsere Patienten. 


Du hast einen Wunsch frei, was sich in der Logopädie ändern soll. Was wäre das?

Patientenorientierter Blick. Manchmal hilft uns das Fachwissen nicht weiter, aber ein Blick in das Individuum. Wir Therapeuten tragen in der Praxis die Rolle als Fachperson (mit Fachwissen und Normwerte) und die Normen unserer eigenen Welt und dabei vergessen wir, dass unsere Patienten auch andere Normen und Wege aufweisen und dass das auch in Ordnung ist. 


Außerdem wünsche ich mir in der Ausbildung mehr über Mehrsprachigkeit und Kultursensbilität. Wir brauchen mehr Logopäd*innen/Sprachtherapeut*innen kultursensibel arbeiten und das nicht nur mit mehrsprachigen. 


Vielen Dank für das Interview, liebe Merve!

Merve Başer ist bilinguale Logopädin mit Spezialisierung im Bereich Mehrsprachigkeit und Kultursensibilität. Ihr kultursensibles Therapiematerial findest du hier.

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