"Corrective Feedback" auf dem Prüfstand – Ein Interview mit Logopädin Bärbel Koch

"Corrective Feedback" auf dem Prüfstand – Ein Interview mit Logopädin Bärbel Koch - TherAkademie

Hallo Bärbel! Bei TherAkademie bietest du eine Fortbildung an, in der du das Corrective Feedback in der Logopädie in Frage stellst und Alternativen dazu bietest. Die Methode des korrektiven Feedbacks als sanfte Korrektur ist etabliert und weit verbreitet. Wie bist du dazu gekommen, sie auf den Prüfstand zu stellen?

Es gab eine Zeit, in der ich sehr viele Dinge in Frage stellte, auch mich als Logopädin und die "Methoden", die ich anwende. Das, was noch dazu kam, war die Frage, woran es liegen könnte, dass ich oft das Gefühl habe, dass Kinder gar nicht mehr so genau zuhören. Das brachte mich schließlich zum “Corrective Feedback” und ich erprobte es in meiner täglichen Arbeit, was sich verändert, wenn ich es nicht mehr oder nur noch sehr selten anwende. Das, was sich dadurch zeigte, brachte mich dazu, dabei zu bleiben, das “Corrective Feedback” nicht mehr absichtlich zu verwenden.


Welche Auswirkungen hat es auf Kinder in der Logopädie deiner Erfahrung nach, wenn sie gar nicht mehr korrigiert werden – also auch nicht mehr in Form von Corrective Feedback? Verändert sich ihr Verhalten?

Meiner Erfahrung nach kann das Weglassen des “Corrective Feedback” viele positive Auswirkungen haben. Was das Allerwichtigste ist, die Verbindung zum Kind verbessert sich deutlich. Durch das bewusste “Correcitve Feedback” reagieren wir als Logopäden, oder auch die Eltern, auf das WIE und nicht im ersten Moment auf das WAS gesagt wurde. Die Kinder werden auch insgesamt gesprächiger und kommen mehr aus sich heraus. Spannend ist auch, dass sich die Kinder schneller selbst korrigieren.


Du hast einen Wunsch frei, was sich in der Logopädie verändern soll. Was wäre das?

Ich wünsche mir, dass mehr präventiv gearbeitet wird. Oft kommen Kinder viel zu spät in die logopädische Therapie. Meist höre ich, dass die Eltern schon lange merken, dass etwas nicht stimmt, aber sie immer nur abgewimmelt wurden mit dem bekannten Satz “Das verwächst sich noch.”
Ich wünschte, wir könnten die Kinder mit ca. 2 Jahren sehen, um beratend tätig zu werden oder eben frühzeitig mit der Therapie beginnen zu können und somit weiteren Schaden vemeiden zu können.


Vielen Dank für das Interview, liebe Bärbel!


Bärbel Koch ist seit über 30 Jahren als Logopädin tätig. 2017 veröffentlichte sie ihr Buch “Korrigier mich nicht!”. Ihre nächste Fortbildung bei TherAkademie findest du hier

Zurück zum Blog