Kindgeleitete und playbased Sprachtherapie – ein Interview mit Sprachtherapeutin Julia Royko

Kindgeleitete und playbased Sprachtherapie – ein Interview mit Sprachtherapeutin Julia Royko - TherAkademie

Hallo Julia! Wie lange beschäftigst du dich schon mit kindgeleiteter und playbased Sprachtherapie?

Hallo! Das Thema begleitet mich seit meinem Master-Abschluss vor etwas mehr als zwei Jahren.


Kannst du uns das Konzept dahinter beschreiben? Was bedeutet es, kindgeleitet und playbased logopädisch zu therapieren?

Kindgeleitet und playbased zu therapieren bedeutet, dass man den Interessen des Kindes folgt und sie quasi in der Therapiesitzung führen lässt. Als Therapeutin gibt man keine Struktur vor, bei dem es am Ende der Sitzung ein Freispiel oder ein Spiel gibt, das das Kind aussucht. Vielmehr orientiert es sich ganz danach, wofür sich das Kind interessiert und gerade in dem Moment braucht, weil die Kinder sowieso meistens zu dem tendieren, was ihnen Spaß macht und sie für ihre Regulation brauchen – herumhüpfen, sich drehen usw.


Das sind alles Aspekte, die man in die Therapie integriert. So werden die Therapiesitzungen für die Kinder intrinsisch motivierend, bedeutsam und machen Spaß. Auch für uns als Therapeut*innen ist es so ganz einfach, schnell eine Verbindung zu dem Kind aufzubauen, was die Grundlage für langfristige Therapieerfolge ist.


Es klingt so, als könnten die Kinder in der Therapie machen, was sie wollen. Funktioniert das denn? 

Es funktioniert auf jeden Fall! Die Kinder können nicht machen, was sie wollen. Playbased und kindgeleitet bedeutet, dass ich mich an den Interessen des Kindes orientiere. Die Kunst besteht darin, mein fachliches Wissen als Therapeutin und evidenzbasierte Therapieansätze einzubringen, um die von mir gesetzten Ziele zu erreichen. Das versuche ich also zu verpacken und in der Regel klappt das sehr gut.


Außerdem gibt es Forschung, die zeigt, dass man durch Spielen viel schneller lernt. Laut Zosh et al. (2017) sind viel weniger Wiederholungen notwendig im Vergleich zu traditionellem Lernen.


Das erfordert viel Flexibilität. Ist das für Berufsanfänger*innen überhaupt umsetzbar? Hast du einen Tipp, wie Logopäd*innen starten können, die bisher nicht kindgeleitet und playbased arbeiten, aber gerne würden?

Gerade für Berufsanfänger*innen ist das wohl nicht direkt zu Beginn mit allen Patient*innen umsetzbar. Ich könnte mir vorstellen, dass es hilfreich ist, sich erstmal ein paar wenige Patient*innen auszusuchen, die Störungsbilder haben, mit denen man sich wohl fühlt und sich gut auskennt und das nach und nach kleinschrittig mit ihnen umzusetzen. Der Anspruch an sich selbst sollte nicht gleich sein, alle Therapien kindgeleitet durchzuführen.


Eine weitere Idee: Man könnte in die Therapiesitzungen vorerst nur kürzere freie Einheiten einbauen und zum Beispiel die Hälfte der Sitzung kindgeleitet arbeiten.


Das sind tolle Vorschläge – vielen Dank, dass du uns einen Einblick in die kindgeleitete und playbased Sprachtherapie gegeben hast!

Sehr gerne!



Julia Royko ist akademische Sprachtherapeutin (M.A.) und co-hostet den Sprachtherapie-Podcast Spill the S.L.T.  Auf ihrem Instagram-Kanal @sprach.zentrum (Link) bietet sie Einblicke in ihre Therapie und Impulse für Logopäd*innen und Sprachtherapeut*innen.


Quellen: Zosh et al. (2017). Learning through play: a review of the evidence

 

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