Bedürfnisorientierte Aphasietherapie – Interview mit Lisa Ehlen

Hallo Lisa! Du bietest bei TherAkademie eine Fortbildung zur Aphasietherapie an. Wie bist du zur Spezialisierung im Bereich Aphasie gekommen? Gab es einen Schlüsselmoment oder eine bestimmte Motivation?

Zu Beginn des Studiums bin ich davon ausgegangen, dass die Arbeit in der Neurologie nichts für mich ist. Aber durch das erste Praktikum und während meiner ersten Stelle in einer Praxis habe ich schnell gemerkt, dass genau hier meine Leidenschaft liegt und ich mich gerne spezialisieren möchte, um in den Behandlungen eine Therapierichtung richtig gut zu beherrschen.

Da passte die Stelle auf der Aphasiestation der Uniklinik hier in Aachen super als nächster Schritt, der zum Glück gelungen ist und worauf ich noch gerne zurückblicke. Durch die Arbeit in der intensiven Aphasietherapie war ich dann ganz sicher: Mein Herz schlägt für die Neurologie und am höchsten in der Behandlung von Aphasien, deren Vielfältigkeit mich immer wieder anspornt, das Bestmögliche für den oder die Einzelne aus der Therapie herauszuholen :)


Was macht deiner Meinung nach eine gute Aphasietherapie aus?

Eine gute Aphasietherapie ist für mich die, in der individuell geschaut wird – auf die Symptome, aber auch die Interessen, Perspektiven und Bedürfnisse. 

Wenn PatientInnen mit einem guten Gefühl zur und auch von der Therapie kommen, weil sie schnell Erleichterung für sich bemerken.


Was empfiehlst du Berufsanfänger*innen, die sich im Bereich Aphasietherapie nicht gut genug vorbereitet fühlen?

Hospitation, Supervision und fachlichen Austausch! Ich selbst durfte durch den Kontakt zu erfahrenen KollegInnen am meisten lernen, indem ich zugesehen habe, Feedback bekommen oder mit denen ich mich weiterhin ganz viel ausgetauscht habe. Lieber Dank geht raus an Hilmar & Jenni! :)

Daneben aber unbedingt: Einfach mal starten und dem eigenen Bauchgefühl und Können vertrauen. Man entwickelt sich ja auch durch praktische Arbeitserfahrung :)


Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen in der Versorgung von Menschen mit Aphasie?

Einzeln betrachtet: Der lange Weg der Akzeptanz, der neuen eigenen Situation, eine Herausforderung für Betroffene und Angehörige.

Insgesamt: Die geringe Frequenz der Therapie, die durch mehrere Faktoren oft nur 1-2x wöchentlich beträgt. Außerdem die weiterhin oft geltende, falsche Annahme, dass Therapie nur im ersten Jahr nach der Erkrankung sinnvoll ist und die Folge davon, dass man in der chronischen Phase häufig für die Verordnungen und eine höhere Frequenz kämpfen muss.


Du hast einen Wunsch frei, was sich in der Logopädie ändern soll. Was wäre das?

Mir fällt es schwer, mich auf einen zu beschränken ;), aber das Wichtigste wäre mir, dass auch in der ambulanten logopädischen Versorgung eine intensive, sprich hochfrequente Therapie in Intervallen eine etablierte, leicht gelebte Praxis wäre. Das wäre auf Dauer sowohl für die Motivation aller Beteiligten als auch für das Problem der langen Wartelisten in Praxen von Vorteil.



Vielen Dank für das Interview, liebe Lisa!


Lisa Ehlen

Nach ihrem Abschluss als Logopädin in den Niederlanden (B.Sc.) studierte Lisa Ehlen 2015 Lehr- und Forschungslogopädie (M.Sc) in Aachen und arbeitete 5 Jahre auf der Aphasiestation (UK Aachen) in der intensiven Aphasiebehandlung. Darauf folgte eine Mitarbeit in einem Forschungsprojekt zur Spontansprache bei Aphasie. Seitdem ist sie in einer Praxis als Logopädin für neurologische Störungsbilder, selbstständige systemische Coachin u.a. bei Aphasie, sowie als freiberufliche Dozentin tätig.

Ihre nächste Fortbildung bei TherAkademie findet am 30.09.2026 statt. Der Link zur Buchung folgt demnächst.

 

Zu allen Fortbildung bei TherAkademie

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