Late-Talker-Therapie – ein Interview mit Sprachtherapeutin Dani Cullen

Hallo Dani! Bei TherAkademie bietest du deine Fortbildung zur Late-Talker-Therapie an. Wie bist du dazu gekommen, dich genau in diesem Bereich zu spezialisieren und dein Wissen weiterzugeben?


In den ersten Lebensjahren in der sprachsensiblen Phase wird der Grundstein für die weitere Sprachentwicklung gelegt. Nur ein Drittel der Late Talker holt auf, das Risiko für eine Sprachentwicklungsstörung oder andere sprachliche Schwierigkeiten im weiteren Entwicklungsverlauf ist also sehr groß. Trotzdem wird der Bereich Late Talker – vielleicht aufgrund der zögerlichen Ausstellung von Verordnungen für Kleinkinder – in den meisten Ausbildungen und Studiengängen zur Logopädie und Sprachtherapie vernachlässigt. 


Auch wenn es thematisiert wird, sind die meisten Konzepte entweder rein eltern- oder kindzentriert. Es wird also ausschließlich das Kind (meist einmal wöchentlich) behandelt oder die Eltern werden zur alltagsintegrierten Sprachförderung angeleitet. Sicher findet bei der kindzentrierten Intervention in den meisten Fällen eine Elternberatung statt, jedoch ist diese ohne Struktur nicht immer zielführend.


Mit meinem Therapiekonzept für Late Talker und Kinder mit Late-Talker-Sprachprofil möchte ich die Vorteile beider Ansätze vereinen und es für Therapeut*innen leichter machen, Eltern so anzuleiten, dass die häusliche Förderung die Therapie ideal ergänzt. Im Idealfall kann so Sprachentwicklungsstörungen zumindest hinsichtlich des Schweregrads vorgebeugt werden.



Wie integrierst du die Elternberatung in die logopädische Behandlung?

Wichtig ist, dass von Beginn an eine Auftragsklärung erfolgt. Die Eltern sollen schon in der ersten Sitzung ihre Rolle in der Förderung ihres Kindes gemeinsam mit der Therapeut*in abstecken. Es werden nach meinem Therapiekonzept ganze Sitzungen fest für die Elternberatung eingeplant. So kommen wir weg vom fünfminütigen Gespräch am Ende jeder Sitzung in dem wir nur kurz beschreiben, was heute passiert ist und eine kleine Aufgabe mitgeben. Die Eltern sollen voll und ganz verstehen, wie wir bei der Sprachanbahnung vorgehen und was sie zu Hause tun können, um das zu unterstützen. Außerdem werden die Grenzen dessen, was sie als Co-Therapeut*innen umsetzen können, klargestellt.


Was sollte jede Logopäd*in wissen, die mit Late Talkern zusammenarbeitet?

Jede Therapeut*in sollte wissen, wie man Eltern unsere Methoden so erklärt, dass sie sie verstehen und nachvollziehen können und welche Materialien sich für die Therapie mit Zweijährigen eignen.


Du hast einen Wunsch frei, was sich in der Sprachtherapie ändern soll. Was wäre das?

Ich wünsche mir den direkten Zugang zur Abklärung ohne den Weg über die (kinder-)ärztliche Verordnung. 


Vielen Dank für das Interview, liebe Dani!

Dani Cullen ist Sprachtherapeutin, Elterncoach und Co-Hostin des Sprachtherapie-Podcasts 'Spill the S.L.T.'. Ihre nächste Fortbildung bei TherAkademie findest du hier.

Zurück zum Blog