1 x pro Woche Logopädie – Ist das immer die richtige Therapiefrequenz?

Therapiefrequenz in der Logopädie – Zeit für neue Wege
Viele Logopäd*innen planen aus organisatorischen Gründen und wegen langer Wartelisten nur eine Therapiesitzung pro Woche pro Patient*in. Doch ist das wirklich die effektivste Methode? Wissenschaftliche Erkenntnisse und aktuelle Leitlinien empfehlen je nach Störungsbild andere Frequenzen – und zeigen, dass mehr manchmal tatsächlich mehr ist.
Was sagen Studien zur optimalen Therapiefrequenz?
Verschiedene Studien belegen: Für viele Störungsbilder ist eine höhere Therapiefrequenz (z. B. 2–3x pro Woche oder Blocktherapie) oft effektiver und führt zu schnelleren sowie nachhaltigeren Fortschritten als die klassische Einmal-pro-Woche-Therapie. Das bedeutet: Wer die Frequenz individuell anpasst, kann nicht nur bessere Therapieergebnisse erzielen, sondern auch die Warteliste langfristig abbauen.
Empfohlene Therapiefrequenzen nach Störungsbild
Störungsbild | Empfohlene Frequenz |
---|---|
Phonologische Störungen/ Aussprachestörungen | mind. 2x pro Woche |
Störungen im Bereich Grammatik | mind. 2x pro Woche |
Aphasie | 2–5x pro Woche (intensiv empfohlen) |
Parkinson (LSVT LOUD®) | 4x pro Woche (Standard LSVT) |
VED (Verbale Entwicklungsdyspraxie) | mind. 2x pro Woche |
Psychogene Aphonien | täglich, ggf. mehrere Einheiten/Tag |
Diese Empfehlungen basieren auf aktuellen Leitlinien, Studien und dem Heilmittelkatalog.
Warum ist die individuelle Anpassung so wichtig?
Jede Patient*in ist einzigartig. Die optimale Therapiefrequenz hängt von vielen Faktoren ab: Störungsbild, Schweregrad, Motivation, Alltagssituation und Therapieziele. Die evidenzbasierte Praxis empfiehlt daher, die Frequenz regelmäßig zu überprüfen und individuell festzulegen.
Drei Schritte zur Umsetzung einer effizienteren Therapiefrequenz
Patient*innen analysieren: Wer könnte von einer höheren Frequenz profitieren? Prüfe, ob dies laut aktueller Verordnung möglich ist und besprich es mit den Betroffenen.
Wartelisten strategisch nutzen: Wird ein Platz frei, priorisiere Patient*innen, die intensivere Therapie benötigen und so schneller Fortschritte machen könnten.
Ferien und Ausfälle sinnvoll planen: Nutze freie Kapazitäten für Intensivtherapien oder erhöhte Frequenzen – besonders in den Ferienzeiten.
Fazit: Mehr Flexibilität – mehr Therapieerfolg
Die klassische Einmal-pro-Woche-Therapie ist nicht immer die beste Wahl. Wer Therapiefrequenzen individuell und evidenzbasiert plant, kann die Effektivität steigern und gleichzeitig mehr Patient*innen helfen. Nutze die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse und plane deine Therapie flexibel – für nachhaltigen Therapieerfolg und zufriedene Patient*innen.
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