ZOPA®-Fortbildung: Zyklisch orientierter Phonologieansatz in der Sprachtherapie
Phonologische Störungen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Kinder zur Sprachtherapie oder Logopädie kommen. Besonders herausfordernd wird es, wenn viele phonologische Prozesse gleichzeitig auftreten und die Aussprache dadurch schwer verständlich ist. Für diese komplexen Fälle wurde der Zyklisch Orientierte Phonologieansatz (ZOPA) entwickelt – angelehnt an das in den USA etablierten Therapieverfahren Cycles Remediation Approach von Hodson und Paden.
Was ist ZOPA?
ZOPA ist eine Therapiemethode zur Behandlung komplexer phonologischer Störungen, die darauf abzielt, die Verständlichkeit betroffener Kinder möglichst schnell und nachhaltig zu verbessern. Anders als klassische Aussprachetherapien oder andere phonologische Verfahren arbeitet ZOPA nicht mit der Vorstellung, eine Lautklasse „bis zur Perfektion“ zu üben. Stattdessen werden verschiedene phonologische Prozesse jeweils für 2-3 Sitzungen nach einer festen Sitzungsstruktur behandelt und danach zyklisch gewechselt. Der Ansatz erfordert ein sehr spezifisches Vorgehen in der Therapie, um erfolgreich zu sein.
Zyklische Therapie statt monotone Wiederholung
ZOPA setzt konsequent auf ein zyklisches Vorgehen:
- Jeder relevante Prozess des Kindes wird für einen kurzen Zeitraum (2-3 Sitzungen) fokussiert.
- Die Zielwörter für die Sitzung werden nach strengen Kriterien ausgewählt, um die Entwicklungsprozesse im Gehirn des Kindes möglichst effizient anzustoßen.
- Nach diesem Zeitraum wird zum nächsten Prozess übergegangen.
- Ein vollständiger Zyklus behandelt alle ausgewählten Hauptprozesse.
- Erst nachdem ein Zyklus abgeschlossen ist, werden die Prozesse erneut aufgegriffen, sofern noch Bedarf besteht.
Dies unterscheidet ZOPA von gängigen Methoden, in denen ein Prozess so lange geübt wird, bis er überwunden ist. Das zyklischen Vorgehens setzt auf Transfereffekte: Die Therapie profitiert davon, dass Fortschritte bei einzelnen Laut- oder Prozessgruppen auf andere Bereiche „überspringen“. So entsteht nicht ein mühsames, langwieriges Abarbeiten, sondern ein motivierender, deutlicher Verständlichkeitsgewinn bereits nach relativ kurzer Zeit.
Fokus auf Verständlichkeit statt Perfektion
Ein wichtiger Leitsatz von ZOPA:Es geht nicht um die perfekte Aussprache, sondern um Verständlichkeit.Kinder mit ausgeprägten Aussprachestörungen sollen möglichst rasch in die Lage versetzt werden, sich im Alltag verständlich zu machen. Das senkt das Risiko von Frustration und bewahrt die Motivation am Therapieprozess.
Für wen ist ZOPA geeignet?
ZOPA kommt besonders dann zum Einsatz, wenn viele unterschiedliche phonologische Prozesse gleichzeitig vorliegen und die Sprache des Kindes für Außenstehende schwer verständlich ist.
Nicht geeignet ist ZOPA hingegen bei:
- inkonsequenter phonologischer Störung
- kindlicher Sprechapraxie
- rein phonetischen Störungen
- einer geringen Anzahl phonologischer Prozesse
Aufgrund der festen Sitzungsstruktur und der hohen Relevanz der täglichen Wiederholung sind eine gewisse Grundkooperation sowie die Möglichkeit für häusliches Üben Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung.
Wissenschaftlicher Hintergrund
Die Grundlage von ZOPA bildet der Cycles Remediation Approach, den Barbara Hodson und Elaine Paden in den 1970er- und 1980er-Jahren für den angloamerikanischen Raum entwickelten. Studien belegen dessen Wirksamkeit mit kleinen Stichproben. ZOPA wurde von Dani Cullen speziell an das deutsche Phonemsystem und die Therapiebedingungen im deutschsprachigen Raum adaptiert. Parallelen zum Cycles Remediation Approach bestehen, aber Transferleistungen sollten mit fachlicher Umsicht genutzt werden.
Praktische Vorteile von ZOPA im Überblick
- rascher Verständlichkeitsgewinn
- geringere Frustration und bessere Motivation der Kinder
- strukturiertes, abwechslungsreiches Arbeiten für Therapeut*in und Kind
- klar umrissene Sitzungsstruktur erleichtert Planung und Umsetzung
Ist ZOPA mit anderen phonologischen Therapieansätzen kombinierbar?
Es ist grundsätzlich nicht empfehlenswert, andere Therapieansätze nach dem zyklischen Prinzip von ZOPA anzuwenden, also die Behandlungsschwerpunkte innerhalb des anderen Ansatzes in einem festen Wechsel durchzugehen. Dies liegt zum einen daran, dass die spezifischen Wirkmechanismen anderer Ansätze in der Regel nur dann zum Tragen kommen, wenn sie konsequent und gemäß ihrer eigenen Struktur angewandt werden. Zudem verfolgen andere Methoden oftmals andere logopädische Schwerpunkte, die sich vom zentralen Ziel des ZOPA-Ansatzes – der Verständlichkeit des Kindes – unterscheiden. Zum anderen basiert die Wirkung des zyklischen Vorgehens und der damit verbundenen Transfereffekte darauf, dass die zugrunde liegende Struktur von ZOPA eingehalten wird.
Eine Kombination ist jedoch insofern sinnvoll, als dass ZOPA zuerst gezielt zur Verbesserung der Verständlichkeit bei komplexen phonologischen Störungen eingesetzt werden kann. Sobald dieses Ziel erreicht ist, sollten im weiteren Therapieverlauf andere Ansätze – wie beispielsweise P.O.P.T. – eingesetzt werden, um hartnäckige phonologische Prozesse gezielt zu bearbeiten und die Aussprache zu perfektionieren.
Fortbildung und aktuelle Termine
Aktuell sind zwei Termine für die ZOPA®-Fortbildung geplant: